HATE – Mieses Plakat, auch richtig verstanden

von | Jan 31, 2019 | Gesellschaft, Praxis, Werbung | 0 Kommentare

 

Wie ein Bahn Plakat meiner Ansicht nach unbewusst als trigger für das aufkleben dieses Stickers gewirkt hat und die Bahn sich mit diesem Plakat ein deratiges Eigentor schoß., dass ich beschloss diesen Blog zu starten…

Ich habe schon angemerkt, dass ich mich der Wirkung von Plakaten im öffentlichen Raum nicht entziehen kann. Die Dinger ziehen meine Aufmerksamkeit. Ich kann mich regelrecht in Plakatwerbung im öffentlichen Raum versenken. Nicht selten denke ich darüber nach, welchen Weg wohl eine Werbegrafik gegangen sein muss, welche Gedanken sich die Menschen die die visuelle Botschaft darauf entworfen haben, sich gemacht haben müssen und welche Botschaft das wohl ist. 

Jetzt zum vorliegenden Fall. Der ist deshalb so krass, weil hier so ziemlich jeder Fehler gemacht wurde, den man bei einer Kommunikationsmaßnahme eines Unternehmens machen kann.

Ein ICE, dargestellt als tattriger Opa, der besorgt dreinschaut, in einem Setting, das keiner haben will, nämlich ein zugemüllter Bahnsteig, mit einem depressiven Männlein, das lustlos eine Dose vor sich herkickt, und dann noch der Satz, zu meiner Zeit, hätte es so was nicht gegeben? Wie Bitte? zu meiner Zeit? Wann war die denn? 1941, als es für so Typen die Bahnsteige zumüllen einen Ort gab, der Sie von Ihrer Existenz befreit? In der Guten alten Zeit, als alle noch nett und ordentlich war, die Welt nicht so fürchterlich kompliziert und alle sich manierlich zu verhalten wussten? Als Damen einen Knicks machten und die Herren Zylinder trugen??? ARRGGGHHH!!!

Der ICE ist das Flaggschiff der Deutschen Bahn und Ihn als sich sorgender, schnauzbärtiger Opa dar zu stellen ist Image-schädlich eigentlich schon fast Sabotage! Der Betrachter hat im Schnitt für eine Print Anzeige im öffentlichen wie im privaten (in Magazinen) Raum keine 2 Sekunden Betrachtungsdauer übrig. Was bleibt bei diesem Bild wohl hängen? ICE, Opa, Depression, Müll, Verfall. Sollte DAS das intendierte Bild sein, das sich einbrennen und unterbewusst wirken soll, hat das Plakat wirklich ganze Arbeit geleistet.

Eine Person hat das Plakat, so wie es hier Hängt richtig gelesen und ist Ihrem Instinkt gefolgt. NAZIS! Eine Demo in Kandel, einem Kuhkaff, in dem ein Asylsuchender eine Frau (beim Hassaufbau half, dass sie jung und deutsch war) in einem Supermarkt erstach. NAZIS und solche es werden wollen (jedenfalls alle, die ihre Realität nicht mit nervig-komplexen Zusammenhängen und politischen Konstellationen belastet wissen wollen) reisten nach Kandel und organisierten eine Demo unter dem Motto „Kandel ist überall“ weil ja so ziemlich überall und immer Asylanten und Volksfremde, junge deutsche und damit ja schließlich noch sexuell verwertbare Damen erstechen. So was hätte es früher auch nicht gegeben. Der ICE Opa erinnert sich bestimmt noch an diese Zeit, wo solches Gesocks, sei es der Typ, der die Dose wegwirft, oder der Asylant, der blutrünstig mordend durch die Lande zieht, sagen wir mal… ganz klare Reaktionen bekommen hätte.

Das schwierige daran, eine korrekte Markenbotschaft zu setzen, ist einen Schritt aus sich raus zu gehen und den Betrachter ins Zentrum zu rücken. Heist, ihn als Rezipienten zu abstrahieren und die Botschaft hinter den Bildern zu erkennen. Nur so kann Kommunikation gelingen. Sie bezieht Vorprägung der Zielgruppe genauso ein, wie kulturelle Hintergründe. Dass Unternehmenskommunikation vom Betrachter auch mit der Wirklichkeit abgeglichen wird und es dort zu Dissonanzen kommen kann ist ein ganz eigenes Kapitel.

 

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